In-Fluence (Urgos), 2015, Foto: Christian Werner

In-Fluence (Urgos), 2015
Leihgeber: Sammlung Stadler, München

 

 

Eine einfache Wanduhr demonstriert, wie verwirrend die künstlerische Integration theoretischer Modelle in alltägliche Objekte ist. Die Zeiger der Uhr werden an bestimmten Stellen beschleunigt und verlangsamt. So surreal und verwirrend oder gar irritierend dies im Alltag wirkt, so sehr lässt sich hier unter künstlerischen Bedingungen die seit Isaac Newton bekannte Erkenntnis beobachten, dass Zeit und Raum keine Konstanten sind. Albert Einstein hat unser Wissen in dieser Hinsicht verfeinert, als er zeigte, dass die Uhren im Gravitationsfeld der Erde langsamer gehen als in größeren Höhen, oder anders ausgedrückt, dass die Geschwindigkeit, mit der die Zeit fließt, vom Einfluss der Schwerkraft abhängt. Diese durch Messungen verifizierte Erkenntnis bezieht Alicja Kwade in den Lauf einer einzigen Minute ein. Die subtile Verstellung des Sekundenzeigers der Uhr bringt unsere Vorstellung von einem gleichmäßigen Fluss der Zeit ins Wanken.

 

*1979 in Kattowitz, arbeitet in Berlin, Studium an der Universität der Künste Berlin, Piepenbrock Förderpreis für Skulptur, hectorpreis, Mannheim, Robert Jacobsen-Preis, Würth. Medium: Skulptur, Installation, Videoarbeiten und Fotografien. Alicja Kwade stellt in ihren Arbeiten Fragen nach unserer Wahrnehmung von Realität. Dabei setzt sie sich mit naturwissenschaftlichen, philosophischen, gesellschaftlichen oder auch ökonomischen Phänomenen auseinander, die unser alltägliches Leben bestimmen. Einzelausstellungen (Auswahl): Alicja Kwade. Warten auf Gegenwart II, Kunsthalle Nürnberg; Probleme massereicher Körper, Westfälischer Kunstverein, Münster; Ereignishorizont, Kestner Gesellschaft, Hannover; Broken away from Common Standpoints, Museion at Peep-Hole, Milan; Grenzfälle fundamentaler Theorien, Johann König, Berlin; Vom äußersten Rand der Bedingung, Galerie Christina Wilson, Copenhagen; Von Explosionen zu Ikonen, Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin. Gruppenausstellung (Auswahl): One leading away from another, 303 gallery, New York; Herbstausstellung, Kunstverein Hannover, Hannover; Die perfekte Ausstellung – oder warum eine solche nicht existiert, Heidelberger Kunstverein, Heidelberg; The Berlin Box, Kunsthalle Andratx / CCA, Mallorca; Chapter Five: Thriller, About Change Collection, Berlin; 380 – 750 nm, 401 contemporary, London; BERLIN 89/09 - KUNST ZWISCHEN SPURENSUCHE UND UTOPIE Berlinische Galerie

 

 

english version

A simple wall clock demonstrates how confusing the artistic integration of theoretical models into everyday objects can be. The hands of the clock are accelerated and slowed down at certain points. As surreal and confusing or even irritating as this may seem in everyday life, it is possible to observe here under artistic conditions the realization, known since Isaac Newton, that time and space are not constants. Albert Einstein refined our knowledge in this respect when he showed that clocks move more slowly in the earth's gravitational field than at higher altitudes, or in other words, that the speed at which time flows depends on the influence of gravity. Alicja Kwade incorporates this finding, verified by measurements, into the passage of a single minute. The subtle adjustment of the second hand of the clock shakes our idea of a steady flow of time.